Wie erstellt man einen Fragebogen?

Vorbereitung eines Fragebogens

Keinesfalls gleich mit der Formulierung der Fragen des Fragebogens anfangen. Andernfalls ist die Versuchung gross, nur das zu fragen, was sich leicht formulieren lässt und nicht das, was eigentlich interessiert.
Eine oder mehrere Hypothesen erstellen. Eine mögliche Strukturierungshilfe ist vielleicht ein Mind-Map.
Merkmale oder Variabeln bestimmen die Hypothese messen. Dabei sind die verwendeten Begriffe explizit zu erklären.
Auswertung dieser Messungen festlegen. Festhalten, wie die Ergebnisse der Umfrage aussehen müssten, damit sich die Hypothese(n) bestätigen

Möglichkeiten und Grenzen eines Fragebogens

Es ist zu beachten, dass Befragte nicht unbedingt Antwort auf die gestellten Fragen geben. Antworten können z.B. von der momentanen Stimmung abhängen
Das Problem kann entschärft werden
- durch klare Einleitung (Instruktion)
- indem das Ausfüllen angenehm gestaltet wird
- indem unterschiedliche Aspekte auch in unterschiedlichen Fragen erhoben werden
- indem Fragen ohne Wertungen möglichst neutral formuliert werden. Beispiel für angenehmes Ausfüllen: vernünftiger zeitlicher Rahmen, Gewährleistung der Anonymität, Gewinnspiel um den Rücklauf zu erhöhen usw.
Für jede Frage ist zu klären, ob sie das misst, was man erfahren möchte. Personen beantworten erfahrungsgemäss Fragen so, dass die Antwort gesellschaftlichen Massstäben entspricht.

Einleitung und Instruktion

Einleitungstext. Knappe Vorstellung der Person oder Institution und kurze Erklärung, was mit der Befragung erarbeitet werden soll.
Bitte um ehrliche Antworten. Zeigen, dass es keine richtigen oder falschen Antworten gibt.
Zusicherung der Anonymität. Falls diese auch wirklich gewährleistet werden kann.
Dank für die Mitarbeit. Es soll zum Ausdruck kommen, dass jeder ausgefüllte Fragebogen wertvoll ist.
Soziodemografische Daten am Ende oder am Anfang des Fragebogens. Gemeint sind Geschlecht, Alter etc.

Frageformen

Offene Fragen. Antworten werden niedergeschrieben, Vorteil freie Formulierung möglich, Nachteil Auswertung aufwändiger.
Geschlossene Fragen. Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben. Es ist sicherzustellen, dass alle Antwortmöglichkeiten eindeutig abgegeben werden können.
Mischformen. Nach vorgegebenen Antwortmöglichkeiten noch Antwortmöglichkeit "Sonstige, nämlich " oder "keine Meinung" oder "weiss nicht".

Antworten mit Zustimmungsgrad

Vier bis maximal sieben Abstufungen sind sinnvoll. Die Abstände zwischen den Abstufungen sollten etwa gleich gross sein. Z.B.: ja - eher ja - eher nein - nein
Merkmale festlegen. Häufigkeiten:
nie - selten - gelegentlich - oft - immer
Intensität:
gar nicht - kaum - mittelmässig - ziemlich - ausserordentlich
Wahrscheinlichkeit:
keinesfalls - wahrscheinlich nicht - vielleicht - ziemlich wahrscheinlich - ganz sicher
Bewertung:
völlig falsch - ziemlich falsch - unentschieden - ziemlich richtig - völlig richtig

Formulierung der Fragen

Grundsätzlich möglichst einfach und genau formulieren. Nur bekannte Begriffe verwenden., doppelte Verneinungen vermeiden.
Keine suggestiven Formulierungen. Keine Formulierung verwenden, die die Meinung des Fragestellers wiedergeben.
Antwortmöglichkeiten erschöpfend, eindeutig und nicht überscheidend. Es sollen keine Zweifel aufkommen, welche Alternative angekreuzt werden soll.

Probedurchgang

Probedurchgang mit einigen Personen. Diese sollen aus der Zielgruppe stammen und den Fragebogen kritisch beschreiben.
Abklären ob
- alle Fragen verständlich sind
- alle Antwortmöglichkeiten gegeben sind.
- das Layout als übersichtlich empfunden wird.
- der Fragebogen nicht zu lang ist.
- bei offenen Fragen genug Platz vorhanden ist.
- man sich bei einzelnen Fragen in eine Richtung gedrängt fühlt. Den Fragebogen nach den Ergebnissen des Probedurchgangs überarbeiten.

Auswahl der geeigneten Stichprobe

Vollerhebung Alle Personen, auf die sich die Fragestellung bezieht, werden befragt, das ist aber nur selten möglich.
Stichprobe mit Quotenauswahl Die Stichprobe wird derart konstruiert, dass die gewählten Merkmale (z.B. Alter, Geschlecht) proportional vertreten sind.
Stichprobe mit Zufallsauswahl Jede Person hat die gleiche Chance in der Stichprobe aufgenommen zu werden.
Je grösser die Stichprobe, desto besser. Die Anzahl der Befragten und damit die Aussagekraft soll in den Ergebnissen vermerkt werden.

Möglichkeiten der Auswertung

Elektronische Hilfsmittel verwenden. Excel für Berechnungen und Darstellung, Grafstat für komfortable elektronische Befragungen.
Zusammenhänge oder Unterschiede zwischen Merkmalen aufzeigen. Die Statistik stellt dafür viele Verfahren zur Verfügung, sich beraten lassen.
Beschreibung der Ergebnisse. Die Beschreibung erfolgt in Worten, die Ergebnisse sollen kritisch hinterfragt werden.

Grafische Darstellung von Ergebnissen

Richtige statistische Kennzahlen verwenden. Mittelwert oder Median für die Lage Standardabweichung oder Quartile für die Streuung.
Verwenden der richtigen Diagramme. Kreisdiagramm: - relative Häufigkeiten, prozentuale Angaben Balkendiagramm: - für absolute Häufigkeiten ohne vorgegebene Reihenfolge der Ausprägungen Säulendiagramm: -bei vorgegebener Reihenfolge der Ausprägungen Liniendiagramm: - für Trends, zeitliche Entwicklung Streudiagramm: - für Veranschaulichung von Zusammenhängen

Quellen

http://www.aschemann.at/Downloads/Fragebogen.pdf
http://www.grafstat.de